Probesprengung auf der Bubenheimer Flesche
Am 1. September 1920 teilte die I.M.K.K. den Deutschen ihre Prüfungsergebnisse bezüglich der deutschen Schleifungspläne für das System Feste Franz mit. Während die geplanten Entfestigungsmaßnahmen an der Bubenheimer Flesche vorbehaltlos genehmigt wurden, lehnte die I.M.K.K. den Erhaltungsantrag für das Reduit und die dortige Kehlmauer zunächst ab.(1) Dennoch blieb das Kernwerk aber vorerst von den Arbeiten ausgenommen.(2) Mit der Freigabe des deutschen Schleifungsplans war der Weg für die Entfestigungsmaßnahmen an der Bubenheimer Flesche geebnet. Bereits tags darauf fand ein Sprengversuch an dem Festungswerk statt.(3)
Als Versuchsobjekt wurde die linke Grabenwehr der Flesche ausgewählt, deren „Mauerwerk vollkommen gesund“ und von hoher Stabilität war. Als Sprengmittel kamen 224,50 kg „Perdit“, ein auf Ammoniumnitrat basierender Sprengstoff, zum Einsatz. Eine größere Menge war „wegen der in der Nähe befindlichen Gebäude“ nicht möglich. Ziel des Tests war, „die billigste und zweckmäßigste Art einer vollkommenen Zerstörung eines vollständig in der Erde liegenden Bauwerks“ zu ermitteln. Der Versuch erwies sich als voller Erfolg: „Das ganze Bauwerk fiel vollkommen in sich zusammen, sodaß der darüberführende Wall, [der] als Schutz für ein später ausgeführtes Pul[ver]magazin diente, sich um rd. 2,00 mtr. sen[kte].“ Eine Nachbearbeitung der Sprengstelle war nicht nötig. Selbst die I.M.K.K. stimmte zu, „daß die Zerstörung in diesem Umfang den Forderungen genügt“.(4)
Am Samstag, den 11. September 1920, mittags um 12.00 Uhr, fand dann vermutlich die erste Sprengung im Rahmen des von der I.M.K.K. freigegebenen Schleifungsplans für die Bubenheimer Flesche statt.(5) Nach zögerlichem Beginn nahmen die „Sprengtage“ ab dem 23. September dann stark zu. So konnte man in der ganzen Stadt hören, dass die Entfestigung von Koblenz nun begonnen hatte.
Matthias Kellermann
Anmerkungen
(1) Vgl. Schreiben der IMKK Nr. 3701 vom 01.09.1920, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 4, Dokument Nr. 696/20.
(2) Vgl. Bericht des Entfestigungsamts Koblenz, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 4, Dokument Nr. 810/20.
(3) Wie berichtet, waren im August bereits Sprengmunition und Zünder aus den in der Feste Kaiser Franz eingelagerten Beständen verbraucht worden, was für die Durchführung von Tests in diesem Zeitraum spricht. Ein Ladungsanordnungsplan vom 23. August 1920 (siehe Plan des Entfestigungsamts Koblenz, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 3, Anlage zu Dokument Nr. 669/20), dessen Ausführung durch zwei leider undatierte Bilder von Joseph Ring belegt ist, könnte ein weiterer Hinweis auf einen solchen Sprengversuch sein.
(4) Schreiben des Entfestigungsamts Koblenz vom 29.10.1920, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 3, Dokument Nr. 1107/20.
(5) Vgl. Übersicht über angemeldete Sprengungen, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 3.