Die Rettung der Batterie Hübeling
Der Juli 1920 war an der Feste Kaiser Franz augenscheinlich ein ruhiger Monat, was allerdings nicht heißt, dass das Koblenzer Entfestigungsamt untätig war. So beschäftige sich das Amt in dieser Zeit z. B. mit der Rettung der zwischen 1828 und 1830 erbauten und zum System Feste Alexander gehörenden Batterie Hübeling auf der rechten Moselseite, die eigentlich im ersten Schleifungsabschnitt entfestigt werden sollte.
Um die geplante Zerstörung der Batterie Hübeling zu verhindern, trat das Entfestigungsamt Ende Juni 1920 an die städtische „Friedhofsverwaltung“ heran. Das 1903 aufgegebene „alte Festungswerk auf dem Kinderkirchhof“ war an die Stadt verpachtet worden, die dort Gerätschaften für den Friedhofsbetrieb lagerte. Um dem eigenen Erhaltungsantrag mehr Gewicht zu verleihen, äußerte das Entfestigungsamt gegenüber der Stadt den Wunsch nach einem unterstützenden Schreiben der Verwaltung.
„Sehr erwünscht wäre es, wenn diesem Antrag ein besonderer Antrag der Städt. Verwaltung auf käufliche Überlassung dieser Anlage zu Friedhofszwecken, falls sie Wert darauf legt, beigefügt werden würde, in dem auch die bei dem Abbruch notwendigerweise hervorgerufenen Störungen der kirchlichen Handlungen Erwähnung finden würden.“ (1)
Am 9. Juli 1920 beantragte daraufhin der damalige Oberbürgermeister Russell wunschgemäß beim Entfestigungsamt die „käufliche Überlassung“ des ehemaligen Festungswerks, um es auch zukünftig „zu Friedhofszwecken verwenden zu können„. Zu welchem konkreten Zweck die Batterie genutzt werden würde, könne aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht angegeben werden.
„Es bestand schon die Absicht, eine Urnenhalle, eine Kapelle oder derartiges daraus zu gestalten. Solange jedoch die Übereignung nicht erfolgt war und der Charakter einer milit. Einrichtung gewahrt bleiben mußte, konnte auch nichts Endgültiges bestimmt werden. Die Schleifung des Werkes würde für die in unmittelbarer Nähe anschliessenden Grabfelder wie überhaupt für die kirchlichen Handlungen auf dem Friedhof äusserst störend wirken.„(2)
In seinem Erhaltungsantrag vom 27. Juli 1920 fügte Eduard Hüger dieser Argumentation noch hinzu, daß das 1903 aufgegebene Gebäude „militärisch völlig wertlos, weil ihre Anlage völlig veraltet ist“ und es aufgrund seiner „Bauart keinen bombensicheren Schutz gewährt„. Mit dem gewünschten Ankauf durch die Stadt wollte man sich auseinandersetzen, wenn der Erhalt des Bauwerks genehmigt wäre. Dem Antrag waren neben dem Schreiben des Oberbürgermeisters noch ein Schnitt der Batterie vom 23. Juli 1920 und ein Lageplan beigefügt.(3)
Aufgrund der Nähe zu den Grabstätten auf dem Koblenzer Friedhof rechneten sich die Deutschen vermutlich gute Chancen auf Erfolg aus. Und tatsächlich gestattete die I.M.K.K. mit Schreiben vom 4. Oktober 1920 den Erhalt der Batterie Hübeling.(4) Da diese somit aus dem Verantwortungsbereich des Entfestigungsamts herausfiel, wurde sie auf Betreiben Hügers(5) am 16. Juli 1921 in die Obhut der Reichsvermögensverwaltung zurückgegeben.(6) Die Stadt Koblenz ließ das Bauwerk als spätere Eigentümerin dann von 1954 bis 1956 nach Plänen des Gartenarchitekten Hans Wilhelm Mutzbauer in ein Ehrenmal für die Kriegstoten der Stadt umstalten.(7)
Matthias Kellermann
Anmerkungen
(1) Schreiben des Entfestigungsamts Koblenz Nr. 272/20 vom 25.06.1920, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 4, Dokument Nr. 272/20.
(2) Schreiben des Oberbürgermeisters Abt. VII F.46/20 vom 09.07.1920, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr.4, Dokument Nr. 404/20.
(3) Antrag des Entfestigungsamts auf Erhaltung der Batterie Hübeling vom 24.07.1920, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 4, Dokument Nr. 446/20.
(4) Vgl. Schreiben der I.M.K.K. Nr. 3949 vom 04.10.1920, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 4, Dokument Nr. 915/20.
(5) Vgl. Schreiben des Entfestigungsamts Nr. 357/21 vom 07.03.1921, in: BA Best. R 133 Nr. 71.
(6) Vgl. Schreiben des Entfestigungsamts Nr. 1029/21 vom 01.08.1921, in: BA Best. R 133 Nr. 71.
(7) Bekannt wurde die auf dem Koblenzer Hauptfriedhof sehr abgeschieden gelegene Batterie Hübeling in jüngster Zeit durch ein trauriges Ereignis im März 2018. Damals wurde im Gebäude der Koblenzer Gerd Michael Straten aufgefunden, der Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war. Bis heute konnte dieser Mordfall nicht aufgeklärt werden.
Abbildungen
Abb. 1: Foto R. Arenz, 2012