Filmaufnahmen an der Feste Kaiser Alexander
Am 29. April 1922 beschäftigte sich die in Koblenz erscheinende amerikanische Soldatenzeitung „The Amaroc News“ in einem Artikel zur Entfestigung der Feste Kaiser Alexander mit Filmaufnahmen, die der amerikansche Sender Fox News an dem Fort durchführen ließ. Dies meldete auch die Koblenzer Volks-Zeitung am 1. Mai unter Berufung auf eben diese Ausgabe der „The Amaroc News“.(1)
„Since the beginning of the destruction of Fort Alexander several days ago considerable progress has been made. Twice a day a charge of several hundred pounds of explosive is set off with the result that long sections of the thick walls of the fort crumble over in a heap. Thus far practically all of the northwest section of the fort has been effectively destroyed. Yesterday with one push of the button a section of heavy masonry wall of the old fort raised a few inches off of the ground and settled down a shapeless mass. The section was approximately forty meters long, three feet thick and ten feet high. The charge used to destroy it consisted of about 1,000 pounds of picric acid.
After much talking on the part of the German foreman and an enterprising camera man representing the Fox News company of America it was finally arranged between both parties that a film story of the demobilition might be taken. The time was fixed and location for the camera decided upon a day in advance. Yesterday just after the camera man had his machine oriented the foreman assisted by about twenty laborers came lugging an immense iron door up the steep incline to the vantage point selected by the movie man. The door served as a most effective ‘stone proof’ against which parts of the wall hailed a moment following the explosion, in spite of which a complete picture story consisting of several feet of film was made.
Just as the siren has sounded the third time, the foreman pushed down the lever of the electric detonator. A hail of rocks, bits of trees and a shower of dirt was scattered around over a radius of 100 meters, immediately following the report made by the heavy charge.
More than one hundred men are employed in the destruction of the old stronghold. In order to make the complete destruction of some of the powder magazines possible, tons of earth must be removed before the charge is detonated. Thus far none of the magazines have been blown up, but work is progressing in such a manner that destruction may be accomplished during the early part of next week.
After a charge has been set off under the walls there is very little work left for the laborers. The thick stone walls are broken into their component parts by the explosion. In some cases big stones have been thrown several hundred feet. The heaviest charges set off have thus far been at the noon time. Those in charge of dismantling the fort cannot at this time give any definite statement regarding the length of time that will be required to complete the operation.“(2)
Vor einiger Zeit wurde die Aufnahme, die in den 1960er-Jahren für eine CBS-Dokumentation über den Ersten Weltkrieg verwendet worden war,(3) über das Internet wieder der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Die auf etwa 27 Sekunden zusammengeschnittenen Filmaufnahmen an der Feste Kaiser Alexander gibt es hier (Minuten 1:55 bis 2:22) zu sehen. Sie bestehen aus drei unterschiedlichen Einstellungen. Im ersten Teil arbeiten drei Männer mit Spitzhacken auf einer Grabenwand, an der gut sichtbar Gewehrschießscharten erkennbar sind. Der zweite Teil zeigt die in den Amaroc News erwähnte Sprengung einer Grabenwand, während im drittenTeil Arbeiter damit beschäftigt sind, einen Erdwall abzutragen.
Matthias Kellermann
Anmerkungen
(1) Vgl. Koblenzer Volks-Zeitung Nr. 180, 01.05.1922.
(2) The Amaroc News Nr. 9, 29.04.1922. Übersetzung M. Kellermann, zum Teil unter Verwendung von DeepL:
„Seit dem Beginn der Zerstörung von Fort Alexander vor einigen Tagen wurden erhebliche Fortschritte gemacht. Zweimal täglich wird eine Sprengladung von mehreren hundert Pfund gezündet, mit dem Ergebnis, dass weite Teile der dicken Mauern des Forts zu einem Haufen zusammenfallen. Bisher ist praktisch der gesamte nordwestliche Teil des Forts zerstört worden. Mit einem einzigen Knopfdruck erhob sich gestern ein Abschnitt einer Wand aus schwerem Mauerwerk des alten Forts einige Zoll vom Boden und ließ sich als unförmige Masse nieder. Der Abschnitt war ca. 40 Meter lang, drei Fuß [ca. 0,91 m] dick und zehn Fuß [ca. 3,05 m] hoch. Die Ladung, mit der sie zerstört wurde, bestand aus ca. 1.000 Pfund [ca. 454 kg] Pikrinsäure.
Nach vielen Gesprächen seitens des deutschen Vorarbeiters mit einem einfallsreichen Kameramann, der die Fox News company of America vertrat, wurde zwischen beiden Parteien vereinbart, dass ein Film [film story = Filmhandlung] der Demobilisierung gedreht werden könnte. Einen Tag vor den Aufnahmen wurde die Uhrzeit festgelegt und über den Standort der Kamera entschieden. Kurz nachdem gestern der Kameramann sein Gerät ausgerichtet hatte, schleppte der Vorarbeiter mit Unterstützung von etwa 20 Arbeitern eine riesige Eisentür den steilen Hang hinauf zu dem vom „Filmmenschen“ ausgesuchten Aussichtspunkt. Die Türe diente als höchst effektiver „Steinschutz“, gegen den Sekunden nach der Explosion Teile der Wand hageln, so dass trotz diesem Hagel eine vollständige Fotoserie bestehend aus mehreren Fuß Film gemacht werden konnte.
Als gerade die Sirene zum dritten Mal geheult hatte, drückte der Vorarbeiter den Hebel des elektrischen Detonators herunter. Ein Steinhagel, Teile von Bäumen und eine Dreckdusche wurden über einen Radius von 100 Metern verstreut, unmittelbar gefolgt von dem durch die schwere Ladung ausgelösten Knall.
Mehr als einhundert Männer sind mit der Zerstörung des alten Bollwerks beschäftigt. Um die vollständige Zerstörung einiger Pulvermagazine zu ermöglichen, müssen Tonnen von Erde entfernt werden, bevor die Sprengladung gezündet wird. Bislang wurde noch keines der Magazine gesprengt, aber die Arbeiten schreiten so voran, dass die Zerstörung Anfang nächster Woche abgeschlossen werden könnte.
Nachdem eine Sprengladung unter den Mauern gezündet wurde, gibt es für die Arbeiter nur noch sehr wenig Arbeit. Die dicken Steinmauern werden durch die Explosion in ihre Einzelteile zerlegt. In einigen Fällen wurden große Steine mehrere hundert Meter weit geschleudert. Die schwersten Sprengladungen wurden bisher um die Mittagszeit gezündet. Die mit dem Abbau des Forts beauftragten Personen können zum jetzigen Zeitpunkt keine genauen Angaben darüber machen, wie lange die Arbeiten dauern werden.“
(3) Vgl. http://research.archives.gov/description/89211, abgerufen am 3.01.2014: Coblenz – destroys fort (1:21-1:38 Min.).
Abbildungen
Abb. 1: Standbild aus den Filmaufnahmen, 1922