100 Jahre Entfestigung der Feste Kaiser Franz

Der Fund des in weiten Teilen erhaltenen Kriegspulvermagazins Nr. 3 auf der linken Kehlseite der Feste Kaiser Franz im letzten Jahr ist eines der interessantensten Fundstücke der letzten Jahre. Denn eigentlich sollte es im Zuge der Entfestigung des Festungswerks vollständig zerstört werden. Der Beginn dieser Entfestigungsarbeiten jährt sich 2020 zum 100. Mal: Am 6. November 1920 fanden die ersten Sprengungen auf dem Gelände statt. Doch waren dies tatsächlich die ersten Sprengungen? Eine neu erschlossene Quelle lässt anderes vermuten.

Am 12. Februar 1919, also vor 101 Jahren, beschwerte sich die Stadt Koblenz bei der amerikanischen Besatzung über Sprengungen auf der Feste Kaiser Franz, bei denen wohl Privateigentum beschädigt worden war. Welcher Art diese waren und wo auf dem Gelände sie stattfanden, ist aber leider nicht bekannt.(1) Das Hauptquartier der 3. US-Armee antwortete prompt: „Referring to your complaint made yesterday afternoon regarding the explosions in Fester Franz [sic!], you are informed that this matter has been taken up with the Chief Ordnance Officer, and he informs me that no further detonations will be ordered at that place.“ Mehr noch: Man habe einen anderen Platz für die Sprengungen gefunden, sodass keine weiteren Schäden für Privateigentum zu befürchten seien.(2)

Neun Monate später begannen dann die Zerstörungsarbeiten an dem Hauptwerk auf dem Petersberg, die bis zum 10. August 1921 andauerten und mit der Unbrauchbarmachung des Kriegspulvermagazins unter dem Reduithof 1922 ihren endgültigen Abschluss fanden. Einen Großteil der erhaltenen Bilder dieser Maßnahmen haben wir 2018 in unserem Buch „Festung Koblenz und Ehrenbreitstein. Entfestigung 1920-1922 – Fotografien von Joseph Ring“ veröffentlicht, das im lokalen Buchhandel erhältlich ist.

Anmerkungen

(1) Denkbar wäre z.B., dass die Amerikaner die von den abziehenden Deutschen in der Munitionsanstalt im Werkhof der Feste Kaiser Franz zurückgelassene Munition vor Ort vernichtet haben bzw. vernichten wollten. Größere Bestände wurden später u.a. auf der Rübenacher Schanze und im Munitionsdepot Mülheim zerlegt und der Wiederverwertung zugeführt (vgl. M. Kellermann: Der Sender Koblenz (1934-1945), Koblenz 2020, S. 22f.).
(2) Stadtarchiv Koblenz, Best. 623 Nr. 4550, S. 244.

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