Fundstück der Woche 14/2024

Im Volkspark, 1937/1938

Das Fundstück der Woche ist eine Ansichtskarte des Volkparks in Lützel, gelaufen im September 1941. Die im Verlag von Hans Euler (1880-1953)(1) erschienene Karte zeigt den Innenhof des Volkspark-Cafés und einen Blick in den Park mit Reduit und Mörserbatterie. Die Ansichtskarte ist eine von vier, die uns bislang vom Volkspark-Café vor 1945 vorliegen.

Abb. 1: Blick in das Café und den Volkspark, vor 1938

Nach der Entfestigung 1920 blieb auf der ehemaligen Bubenheimer Flesche ein wüstes Trümmerfeld zurück, während das Reduit samt Mörserbatterie zwar leerstanden, aber mehr oder weniger intakt blieben. Nach dem Abzug der französischen Besatzung Ende November 1929 verpachtete das Reichsvermögensamt Koblenz das Gelände inklusive der Gebäude an einen Privatmann, der dort Landwirdschaft und eine Hühnerfarm betrieb, das Reduit dienten ihm und seiner Familie als Unterkunft.(2)

Nach der Kündigung des Pachtvertrags Anfang Januar 1933 übernahm der Freiwillige Arbeitsdienst das Gebäude und setzte es zunächst einmal instand, da der vormalige Mieter Türen, Fenster und sogar das Eingangstor entfernt hatte.(3) Nach Abschluss der Arbeiten wurden dann einige der Räume als Aufenthalts- und Lagerräume sowie als Büro genutzt. Im Innenhof des Reduits legten die Arbeitsdienstler auch den Brunnen wieder frei.(4) Das Gebäude erhielt später Strom- und Wasseranschlüsse sowie einen Telefonanschluss. Zum Zeitpunkt der Eröffnung des Parks im Juni 1936 war über eine spätere Verwendung des Reduits, in dem schon 10 der insgesamt 15 vorhandenen Räume benutzbar gemacht worden waren, allerdings noch immer nicht entschieden worden. Zu dieser Zeit erwog das Gartenamt, „die verschiedenen zerstreuten geologischen, botanischen und zoologischen Sammlungen hier zusammen zu ziehen und dem allgemeinen Besuch zugänglich zu machen„.(5)

1937 waren im Gebäude ein großer Aufenthaltsraum, eine Küche, ein Wasch- und ein Umkleideraum sowie Büro- und Lagerräume untergebracht. Pläne von 1938, im Gebäude eine Ausstellung „in Bildern und Zeichnungen“ zu den Aufbauphasen des Volksparks einzurichten, wurden anscheinend nicht umgesetzt.(6) Tatsächlich verpachtete die Stadt Koblenz ab Juli 1937 vier weitere Räume des Reduits als Gaststätte, während der Innenhof des Gebäudes mit dem in der Mitte gelegenen Brunnen dem Lokal als Außenterrasse diente.

Durch einen Toreingang der ehemaligen Feste fällt der Blick auf einen runden Innenplatz mit zahlreichen Tischen, Stühlen und Bänken, die sich um ein kunstvolles Wasserspiel gruppieren. Gerade steht ein Herr auf, und ein Stuhl wird frei. Bei einem Glas Traubensaft sitzt man noch lange, schaut dem in Myriaden silbriger Perlen zerstäubten Wasser zu, während das wohltönende „Merci, mon ami, es war wunderschön“ mit der dunklen Stimme Zarah Leanders aus dem Lautsprecher dringt.(7)

Da die in dem unteren Foto gezeigte Mörserbatterie erst ab dem Frühjahr 1938 zu einem Palmenhaus ausgebaut wurde, sind beide Fotos zwischen Sommer 1937 und Frühjahr 1938 entstanden. Ob der Kartenschreiber, der am 23. September 1941 Grüße von einem Ausflug versandte, die Karte im Volkspark-Café erwarb und vielleicht auch dort schrieb, geht aus dem Geschriebenen leider nicht hervor.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. Eintrag in: StAK DB 2 Nr. 1 Euler, Hans
(2) Vgl. Kellermann, Matthias: Der Freiwillige Arbeitsdienst auf der Bubenheimer Flesche, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, herausgegeben von Elsbeth Andre, Jost Hausmann und Ludwig Linsmayer, Koblenz 2010, S. 343-359, hier S. 343f.
(3) Vgl. ebd., S. 352
(4) Vgl. Koblenzer Volkszeitung vom 15. November 1933
(5) Koblenzer Volkszeitung Nr. 136
(6) Nationalblatt Koblenz Nr. 294
(7) Koblenzer General-Anzeiger Nr. 120

Abbildungen

Abb. 1: Sammlung M. Kellermann, Ansichtskarte Verlag H. Euler, Koblenz, um 1938