Der Festungspark Kaiser Franz

Die Geschichte des Festungsgeländes von der Entfestigung bis in die 1980er-Jahre

Die Idee, auf dem Gelände der Feste Kaiser Franz Grünanlagen anzulegen, reicht bereits zurück bis in die 1920er-Jahre. Nach der erfolgreichen Entfestigung auf dem Petersberg (1920-1922, siehe auch hier) war die Stadt Koblenz an einer Übernahme aller ehemaligen Festungsliegenschaften in Lützel interessiert. Während auf der Bubenheimer Flesche ein Volkspark entstehen sollte, der in den ersten Planungen auch die Metternicher und Rübenacher Schanze mit einbezogen hätte, blieb die Feste Kaiser Franz zunächst außen vor. Dass die Stadt das Gelände mieten oder pachten wollte, machte sie aber bereits im Januar 1923 deutlich.(1) Geplant war eine „Wohnsiedlung mit Gärten im Abschluss an diese Anlagen„, die deren „natürliche Fortsetzung bilden“ sollte.(2)

Während die Vorstellungen der Stadt für einen Park auf der Bubenheimer Flesche ab 1932 konkrete Formen annahmen, blieb die Feste Kaiser Franz zunächst außen vor. Dies mag damit zusammen hängen, dass die Gebäude der ehemaligen Munitionsanstalt im Werkhof des Festungswerks seit 1923 als Notunterkünfte dienten. Im März 1924 erarbeitete das städtische Gartenamt einen Plan zur Anlage eines Sportplatzes mit Radrennbahn auf der ehemaligen linken Flanke der Feste Kaiser Franz, der jedoch nicht zur Ausführung kam.

Zum 1. Januar 1934 konnte die Stadt Koblenz das Gelände schließlich unentgeltlich vom Reich übernehmen. Konkrete Planungen für die weitere Nutzung scheint es zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht gegeben zu haben. Ende Februar 1935 meldete die Koblenzer Volkszeitung dann, dass „die Stadt Koblenz eine Bereinigung des Geländes um die Feste Franz“ vorbereitete. Geplant war, „die Wallgräben und das noch stehende Mauerwerk auf einer Fläche von 66000 Quadratmeter“ einzuebnen. Welche Nutzungspläne es für die Liegenschaft gab wird jedoch nicht thematisiert.(3) Ob zu diesem Zeitpunkt bereits Arbeiten ausgeführt wurden konnte bislang ebenfalls nicht ermittelt werden. Erst 1938 plant das Stadterweiterungsamt die Einrichtung einer Jugendherberge in der Feste Kaiser Franz, wobei das Gelände zum Teil als Grünanlage mit Spielplatz ausgewiesen wurde.(4)

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg kamen auf dem Gelände und in den verbliebenen Gebäuden zunächst Wohnungslose unter. Im Laufe der Jahre entstand hier jedoch eines von vielen Koblenzer „Elendsquartieren“. 1948 wurde im Werkhof ein Sportplatz angelegt, der auch heute noch existiert. Der in den 1960er-Jahren projektierte Neubau eines „Freibades Nord“ auf der Feste Kaiser Franz kam allerdings nicht zur Ausführung, sodass das Gelände des Festungswerks unbebaut blieb.(5)

In den 1980er-Jahren gab es dann erstmals konkrete Planungen zur Anlage eines Parks auf der Feste Kaiser Franz. Pläne wurden erstellt und von Juni bis November 1984 Rodungs- bzw. Grünschnittarbeiten durch ABM-Kräfte durchgeführt. Außerdem sollten Kieswege angelegt und Bänke aufgestellt werden. Noch im Juli 1985 meldete die Koblenzer Rhein-Zeitung, dass auf dem Gelände eine Parkanlage entstehen sollte. Zur Ausführung kam nichts davon.(6)

Zur Geschichte des Festungsparks Kaiser Franz (2014-2022)

2014 war die Festung Koblenz und Ehrenbreitstein Thema beim Peter-Josef-Lenné-Preis des Landes Berlin. Die Aufgabe im Bereich B des Wettbewerbs lautete „Großfestung Koblenz – Chancen für den Freiraum“, wobei entweder das Fort Asterstein und oder die Feste Kaiser Franz betrachtet werden sollten. Wichtige zu berücksichtigende Punkte waren u.a. die Sichtbeziehungen und Wegebeziehungen der Werke, die Anlage von „Stadtbalkonen“ als Aussichtspunkte und die „Entwicklung eines Leitsystems“ zur „Vernetzung der Aussichtspunkte“.(7) Im gleichen Jahr erhielt Koblenz „eine Förderung von insgesamt 2,4 Mio. für das Projekt Großfestung Koblenz durch den Bund im Rahmen der Nationalen Projekte des Städtebaus 2015“. Die Zielsetzung des Projektes war, „das System der ehemaligen preußischen Großfestung Koblenz wieder erlebbar zu machen und in die Stadt und ihre zukünftige Entwicklung zu integrieren“. Das zur Umsetzung geeignete Planungsbüro sollte über einen Wettbewerb ermittelt werden. Außerdem sollte die Koblenzer Bürgerschaft in den Prozess mit eingebunden werden. Als erste Maßnahme noch vor dem Wettbewerb war die Sanierung der ehemaligen Kehlmauer zwischen Reduit und Poterne geplant, um die Verkehrssicherheit am östlichen Hang des Petersbergs zu gewährleisten.(8)

Die bei der Bürgerbefragung und einem Workshop 2016 erarbeiteten Rückmeldungen der Bürgerschaft flossen in den nachfolgenden Wettbewerb mit ein.(9) Im Dezember des Jahres wurde der erste Platz des „Ideen- und Realisierungswettbewerbs“ an die Berliner Lanschaftsarchitekten Franz Reschke vergeben. Diese erhielten dann im Juli 2017 auch den Auftrag zur Planung der Grünanlagen auf der Feste Kaiser Franz und dem Fort Asterstein. Dabei sollten „die prägenden Zeitschichten der Festungsanlagen wieder sichtbar“ gemacht und im Falle der Feste Kaiser Franz „die Nord-Süd-Verbindung entlang der Feste Franz konsequent zu Ende“ gedacht „und über den Volkspark Lützel bis zum Franzosenfriedhof, der in geschichtlichem Zusammenhang mit den Festungsanlagen zu sehen ist, fortführt“ werden. Ein weiterer Aspekt war die „Wiederentdeckung und Wiedernutzbarmachung“ der Festungsanlagen. So sollte die Poterne saniert werden, sodass sie zum einen als Zugang zum Park, zum anderen als Aussichtsplattform dienen kann. Außerdem sollte das Reduit des Werks freigestellt werden.(10)

Im Januar 2018 begannen die Maßnahmen zum ersten Bauabschnitt an der Feste Kaiser Franz mit Rodungsarbeiten auf dem Gelände Fröhlich und rund um das gesprengte Kernwerk. Die Sanierung der Kehlmauer startete im September des Jahres mit der Freistellung der Mauer, die erhebliche Schäden an der Hangseite offenbarte. Zeitgleich wurden Mauerwerksversuche für die spätere Sanierung angestellt, die dann von Juli bis September 2019 durchgeführt wurde. Zuvor war bereits im Februar und März das Gelände vor der Mauer gesäubert und eingeebnet worden.

Abb. 1: Kehlmauer während der Arbeiten, 2019

Bei Verdichtungsarbeiten auf dem Festungsplateau wurde im September 2019 der Hohlgang zwischen Poterne und Kernwerk, der durch die Sprengung des Kriegspulvermagazins 2 bereits geschwächt war, eingedrückt. Bei der im Oktober begonnenen Sanierung des Gangs wurde dann der Hohlraum des unterirdischen Kriegspulvermagazins 3 gefunden, das eigentlich bei der Entfestigung 1920/1921 zerstört werden sollte. Tatsächlich war aber nur der Zugang vom Hohlgang zum Magazin gesprengt worden. Die Stadt Koblenz entschloss sich Ende 2019 zur Sicherung und Zugänglichmachung des Magazins, was die Fertigstellung des Festungsparks verzögerte.(11)

Abb. 2: Hohlgang an der Poterne während der Sanierung, 2019. An dieser Stelle war der Gang wegen des gesprengten Kriegspulvermagazins II stark beschädigt.
Abb. 3: Blick auf die Parkbaustelle, 2020

Nachdem die Sanierung des Kriegspulvermagazins III im November 2020 abgeschlossen worden war, konnten der Bereich Ende 2020 wieder übererdet und die Arbeiten am Festungspark wieder aufgenommen werden. Im Januar 2021 wurden die ersten Bäume gepflanzt und im März weitere Planierungsarbeiten durchgeführt, wobei in der Nähe der Poterne ein „Tonnen-Winde-Schacht“ und die Reste einer Zisterne gefunden wurden. Im September 2021 waren die meisten Arbeiten abgeschlossen, sodass der Park bereits für Besucherinnen und Besucher freigegeben werden konnte.

Abb. 4: Blick in den fertiggestellten ersten Bauabschnitt des Festungsparks, September 2021
Abb. 5: Neu gepflanzte Bäume und Altbestand Richtung Bodelschwinghstraße, 2022

Allerdings wurde die feierliche Eröffnung wegen der Corona-Pandemie in das Folgejahr verschoben. Am 3. Mai 2022 wurde der erste Abschnitt des neuen Festungsparks Kaiser Franz schließlich feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Bei der Anlage des Parks waren 475 Meter neue Wege angelegt, fünf Hinweistafeln angebracht sowie fünf Sitzgelegenheiten aus Beton aufgestellt, 46 Bäume und 165 Sträucher gepflanzt sowie 8.500 Blumenzwiebeln ausgebracht worden.(12)

Der Festungspark Kaiser Franz – ein Rundgang

Das Gelände des Parks wird durch ein Wegenetz erschlossen, das sich den Gegebenheiten vor Ort anpasst. Das Wegenetz führt den Besucher zu verschiedenen „Landmarken“, die ihn bei der Erkundung des ehemaligen Festungswerks unterstützen. Dieses beginnt am ebenfalls neu gestalteten Parkplatz an der Feste Kaiser Franz. Eine Hinweistafel am Parkeingang erklärt in kurzen Zügen die Geschichte des Festungswerks und dient gleichzeitig als Wegweiser (wie alle Hinweis-Stelen im Park).

Abb. 6: Hauptweg in den Festungspark, 2024
Abb. 7: Hinweistafel am Parkeingang, 2023

Über den befestigten Hauptweg gelangt man zur ehemaligen linken Wallanlage des Festungswerks. Rechts führt ein Weg, der von Birken gesäumt ist, in Richtung der Poterne. Diese soll in einem zweiten Bauabschnitt zur Aussichtsplattform ausgebaut werden, wofür das Bauwerk zunächst einmal saniert werden wird. Der Verlauf der (nicht mehr vorhandenen) Wälle und Gräben wird durch versetzt gepflanzte Birken und Pappeln angedeutet, die gleichzeitig den Abschluss zur vorhandenen Bebauung bilden.

Abb. 8: Weg auf dem linken Wall zur Poterne, 2023. Die Birken deuten den Verlauf der Wallanlage an.

Der Hauptweg führt die Besucherinnen und Besucher in den ehemaligen Werkhof der Feste Kaiser Franz, der heute noch von dem Sportplatz der 1940er-Jahre dominiert wird. Langfristig soll auch diese Fläche in die Parkanlage mit einbezogen werden. Im linken Kehlpunkt des Werks ist zwischen Reduit und Poterne eine große Freifläche entstanden. In unmittelbarer Nähe zum Wall sind Sitzgelegenheiten aufgestellt, die gleichzeitig als Hinweistafel dienen. Auf dieser wird ein Hinweis auf die ehemalige Wallanlage gegeben.

Abb. 9: Sitzmöbel am Wall mit Hinweistafel, 2024

Der Hauptweg führt weiter zu einem Abzweig, an dem ein Wegweiser steht.(13) Über eine Treppenanlage gelangt man von hier zur Poterne und der linken Kehlmauer. Eine weitere Hinweistafel klärt über das Bauwerk der Poterne auf, die auf lange Sicht als Eingang in den Festungspark genutzt werden soll.

Abb. 10: Wegweiser an der Treppe, 2022
Abb. 11: Treppenanlage im Park, dahinter der linke Wall der Feste Kaiser Franz, 2022

Entlang der Kehlmauer führt ein Weg zum Info-Punkt am Reduit. Von diesem Stadtbalkon aus, auf den das gesamte Wegenetz im Park ausgerichtet ist, kann man den Blick über Lützel auf die gegenüber auf dem rechten Rheinufer gelegene Feste Ehrenbreitstein richten. In unmittelbarer Nähe des Wegs findet sich eine große Betonplatte, unter der sich der „Tonnen-Winde-Schacht“ verbirgt.

Abb. 12: Kehlmauer und Abdeckung über dem Tonnen-Winde-Schacht, 2024

Am Info-Punkt in der Nähe des Reduits können sich Besucherinnen und Besucher über die Geschichte des Festungswerks informieren. Vor dem Gebäude befindet sich außerdem eine weitere Stele mit einer Hinweistafel zur Geschichte des Bauwerks.

Abb. 13: Infotafeln an der Aussichtsplattform, 2023
Abb. 14: Infotafel Reduit, 2023

In Richtung des Sportplatzes finden sich weitere Sitzgelegenheiten mit Informationen zum Bogenreduit. Dreht man sich um 180°, fällt ein kleiner fast würfelförmiger Betonklotz ins Auge. Darunter befindet sich die Belüftungsanlage des Kriegspulvermagazins III.

Abb. 15: Sitzgelegenheiten am Reduit mit Infotafel, 2023
Abb. 16: Lüftungsauslass des Kriegspulvermagazins III, 2023
Abb. 17: Blick auf das freigestellte Reduit im Festungspark Kaiser Franz, 2023

Damit endet der Rundgang durch den ersten Abschnitt des Festungsparks. Die arbeiten des zweiten Abschnitts begannen im Herbst 2024. Dabei werden die Auffahrt zur Poterne und das Gebäude selbst saniert mit dem Ziel, dieses zukünftig als Eingang in den Festungspark und als kürzesten Weg zum Stadtbalkon nutzen zu können. Außerdem wird ein Abschnitt des Grabens rund um die zerstörte linke Grabenwehr geräumt, sodass die Besucherinnen und Besucher einen Eindruck der Gräben erhalten.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Vgl. Schreiben des Oberbürgermeisters vom 01.01.1923, in: BArch Best. 133 Nr. 119, S. 109.
(2) Schreiben des Oberbürgermeisters vom 15.03.1923, in: BArch Best. 133 Nr. 119, S. 113. Gemeint sind die geplanten Parkanlagen Bubenheimer Flesche, Metternicher und Rübenacher Schanze.
(3) Sanierungsplan für die Feste Franz, in: Koblenzer Volkszeitung Nr. 49, 27.02.1935.
(4) Siehe Plan Jugendherberge. Vorschlag 1, Stadterweiterungsamt, Februar 1938, in: StAK.
(5) Erst mit der Bau des neuen Altenheims der Herberge zur Heimat wurde das Gelände in der ehemaligen Front des Werks um 2000 bebaut.
(6) Vgl. Kellermann, Matthias: Die Feste Franz in Koblenz-Lützel – Eine Spurensuche, in: Feste Kaiser Franz. Zur Geschichte des Festungswerks und des Systems Feste Franz in Koblenz-Lützel. Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum Feste Kaiser Franz e. V., hrsg. von Feste Kaiser Franz e. V., 4. Auflage, Koblenz 2017, S. 18–46, hier S. 38f.
(7) Peter-Joseph-Lenné-Preis 2014 des Landes Berlin. 45. Jahrgang. Ergebnisprotokoll der Preisgerichtssitzung, und 29. August 2014 im Natur-Park Schöneberger Südgelände, Berlin, S. 15, hier abgerufen am 29.12.2024. Siehe auch Geschäftsbericht 2014. Die Stadtgärtner, S. 12-14, hier abgerufen am 29.12.2024.
(8) Geschäftsbericht 2015. Die Stadtgärtner, S. 12-14, hier abgerufen am 29.12.2024.
(9) Geschäftsbericht 2016. Die Stadtgärtner, S. 10f., hier abgerufen am 29.12.2024.
(10) Geschäftsbericht 2017. Die Stadtgärtner, S. 10-12, hier abgerufen am 29.12.2024.
(11) Vgl. Geschäftsbericht 2019. Die Stadtgärtner, S. 10, hier abgerufen am 29.12.2024.
(12) Vgl. Geschäftsbericht 2022. Die Stadtgärtner, S. 13, hier abgerufen am 29.12.2024.
(13) Diese Tafel ist, ebenso wie die an der Rückseite der Poterne und zwei Tafeln am Info-Punkt, wegen Verunreinigung mit Graffiti derzeit demontiert (Stand 12/2024).

Abbildungen

Alle Fotos von M. Kellermann, 2019-2024, außer Abb. 3, Foto Feste Kaiser Franz e.V.