Fundstück der Woche 22/2020

Luftaufnahmen, 1919 bis 1944

Die Fundstücke der Woche 22/2020 sind diverse Luftaufnahmen, die wir über die letzten Jahre gesammelt und die irgendwie die Feste Kaiser Franz mit im Bild haben. Anders als bei der Feste Kaiser Alexander und dem Fort Asterstein (von der Feste Ehrenbreitstein ganz zu schweigen) sind uns bislang noch keine Aufnahmen vor 1922 (sprich vor der Entfestigung) untergekommen, die das Werk in seiner Gänze und/oder aus der Nähe zeigen. Den Amerikanern war die Feste Kaiser Franz anscheinend nicht wichtig oder imposant genug, existieren doch von den beiden anderen Hauptwerken der Festung (Feste Kaiser Alexander und Feste Ehrenbreitstein) amerikanische Fliegeraufnahmen aus der Zeit um 1919/1920.

Abb. 1: Blick über die Feste Kaiser Alexander auf Koblenz, um 1919

Eine französische Fotografie von 1929 haben wir bereits hier in Woche 04/2020 vorgestellt. Die zweite Fotografie aus dieser kleinen Serie zeigt die Kasernen in der Steinstraße, die zu dieser Zeit vom 23. französischen Infanterie-Regiment belegt waren. Hier ist in der rechten oberen Ecke auch der Petersberg zu sehen.

Abb. 2: Französische Luftaufnahme des Rauentals, 1929

In der Vergrößerung sieht man zwar die Feste Kaiser Franz nicht, wohl aber die Kasernen und das Bekleidungsamt, die nach 1900 auf den ehemaligen Festungsgeländen gebaut worden waren und die das Festungswerk „einrahmen“. Zu sehen sind (A) die Feste Kaiser Franz, (B) die Feldartillerie-Kaserne (ehemaliges Glacis), (C) die Train-Kaserne (Neuendorfer Flesche), (D) das Korps-Bekleidungsamt (Moselflesche), (E) der Ort Lützel und (F) das Josefinenstift.

Abb. 3: Französische Luftaufnahme (Ausschnitt), 1929

Die zweite Luftaufnahme haben wir vor einiger Zeit schon einmal bei Facebook präsentiert. Die Aufnahme von Lindstedt und Zimmermann ist leider undatiert, stammt aber vermutlich aus der Zeit nach 1921.

Abb. 4: Luftaufnahme von Koblenz, nach 1921

In der Vergrößerung ist unter (A) wieder die Feldartillerie-Kaserne im Glacis der Feste Kaiser Franz zu erkennen, zudem sieht man die fünf ursprünglichen Wagenhäuser (B) und das intakte Kernwerk der Feste Kaiser Franz (C). Bemerkenswert an der Aufnahme ist, dass die ehemaligen Gräben des Werks als helle Flächen erscheinen (D), was möglicherweise daher rührt, dass diese nach der Sprengung der Grabenwände mit Erde verfüllt wurden. Diese so nivellierten Gräben heben sich auf diese Weise farblich stark von der Umgebung ab.

Abb. 5: Luftaufnahme von Koblenz (Ausschnitt), nach 1921

Bei der dritten und letzten Luftaufnahme handelt es sich um eine amerikanische oder britische Fotografie des Jahres 1944.(1) Sie zeigt die intakten Kernwerke der Bubenheimer Flesche (A) und der Feste Kaiser Franz (B) sowie gut erkennbar die Kommunikation zwischen den beiden Werken (D). Sehr gut zu erkennen ist auch der noch nicht zugeschüttete rechte Graben der Feste Franz (C). Die Feldartillerie-Kaserne (E) ist bereits durch Bomben in Mitleidenschaft gezogen worden, hingegen sind alle fünf südlich des Kehlturms liegenden Wagenhäuser (F) des ehemaligen Artillerie-Depots noch intakt (zwei Häuser sollten den Krieg nicht unbeschadet überstehen und wurden daher später beseitigt).

Abb. 6: Luftaufnahme von Lützel (Ausschnitt), ca. 1944

Spätere Luftaufnahmen der Feste Kaiser Franz liegen uns zwar ebenfalls vor, können aber aus rechtlichen Gründen hier nicht gezeigt werden.

Matthias Kellermann

Anmerkungen

(1) Da insgesamt auf der Fotografie noch relativ wenige Bombenkrater auszumachen sind, könnte die Aufnahme zwischen dem 25. September (Zerstörung einiger Wohnhäuser am Volkspark, vgl. Bellinghausen, Hans: Aufzeichnungen aus dem Kriegsjahr 1944, in: Jahrbuch für Geschichte und Kunst des Mittelrheins und seiner Nachbargebiete, hrsg. vom Verein für Geschichte und Kunst des Mittelrheins in Verbindung mit der Nassauischen Kulturstiftung, 22./23. Jahrgang 1970/1971, Neuwied 1973, S. 161-184, hier S. 172, Eintrag vom 29. September 1944) und dem 10. Dezember (schwerer Angriff auf den Lützeler Güterbahnhof, vgl. Kellermann, Matthias: Der Sender Koblenz, Koblenz 2020, S. 67) entstanden sein.

Abbildungen

Abb. 1: Sammlung M. Kellermann, unbekannter Fotograf, ca. 1919.
Abb. 2+3: Sammlung M. Kellermann, Fotografie von Hauptmann Ménard, 1929.
Abb. 4+5: Sammlung A. Bode-Kessler, Fotografie von Lindstedt & Zimmermann, Koblenz, nach 1921 (gemeinfrei).
Abb. 6: Sammlung M. Kellermann, unbekannter Fotograf, ca. 1944

Anmerkung: Da nicht alle Rechteinhaber ermittelt werden konnten, bitten wir, uns eventuelle Ansprüche mitzuteilen.