Fundstück der Woche 31/2024

Die moselseitige Stadtbefestigung, 1880er-Jahre

Das Fundstück der Woche 31/2024 ist eine Fotografie des Moselufers der Stadt Koblenz, aufgenommen zwischen 1880 und 1890. In der Vergrößerung gibt sie die moselseitige Befestigung von Höhe der Kornpforte bis zur Batterie am Deutschherrenhaus wieder. Das Foto lässt sich zeitlich relativ gut einordnen, da es auch den nur kurzzeitig existierenden Schutzhafen an der Moselmündung zeigt, der später dem Provinzialdenkmal am Deutschen Eck weichen musste.

Abb. 1: Das Koblenzer Moselufer, nach 1880

Wie die beiden französischen Angriffe auf die Stadt Koblenz in den Jahren 1688 und 1794 gezeigt hatten, war das nur schwach besiedelte und befestigte linke Moselufer prädestiniert für einen Angriff auf die Moselseite der Stadt. Hier öffnete sich das obere Mittelrheintal zu der weiten Ebene des Neuwieder Beckens und bot mit seiner Weitläufigkeit, im Gegensatz zu dem rechten Mosel- und Rheinufer, dem Militär eine ideale Operationsbasis.

Dagegen ist das Land auf dem linken Moselufer, welches diesen Werken [des Systems Feste Kaiser Franz, Anm. d. Verf.] gegenüber liegt, den militärischen Operationen günstig, indem es ein sehr angenehmes, wellenförmig gestaltetes Terrain ist, welches in großen Ebenen dahinzieht, die mit Getraide [sic!] bedeckt sind und die die Bewegungen aller Waffengattungen gestatten.“(1)

Die Sicherung der Ebenen des linken Moselufers war jedoch nicht die einzige Aufgabe der Feste Kaiser Franz. Als eigenständiges System im Rahmen der Festung Koblenz und Ehrenbreitstein war sie außerdem Brückenkopf auf dem linken Moselufer, sicherte den Zusammenfluss von Rhein und Mosel,(2) den festen Moselübergang mit der alten Moselbrücke, die von hier aus weiter führenden Heerstraßen nach Trier und Köln sowie später auch die unterhalb des Petersbergs vorbeiführende linksrheinische Eisenbahnlinie, war vorgeschobene Enceinte der Stadt und Festung Koblenz sowie verschanztes Truppenlager.

Zusätzlich zu der starken Befestigung des Petersbergs, die einen Angreifer auf Distanz zur Stadt halten sollte, galt es auch das Moselufer zu befestigen, um Koblenz gegen einen Angriff von der Flussseite zu sichern. Im Vergleich zu den starken landseitig ausgeführten Befestigungen waren die beiden Flussufer in Koblenz allerdings lediglich mit einer „schwachen“ krenelierten Mauer versehen. Deren Sicherung sollte hauptsächlich über die Feste Ehrenbreitstein erfolgen, von der aus beide Koblenzer Flussufer unter Artilleriefeuer genommen werden konnten.(3) Zusätzlich sollten auch die Kehltürme des Forts Großfürst Konstantin und der Feste Kaiser Franz den Moselkavalier der Stadtbefestigung sichern.(4)

Abb. 2: Die Moseluferbefestigungen von Koblenz, nach 1880. Diese verläuft in etwa in der Bildmitte vom Alten Kaufhaus rechts bis zum Deutschen Eck links.

Ein Blick auf den vergrößerten Ausschnitt der obigen Abbildung zeigt die Moseluferbefestigung von Koblenz von der Höhe des Alten Kaufhauses bis zur Moselmündung. Diese beginnt mit dem Kornpfort-Tor [1] und der unmittelbar anschließenden Krahnen-Bastion [2]. Diese zeigt auch einen modernen Kran, der den alten Moselkran von 1480 ersetzt hatte. Flussabwärts sind dann eine krenelierte Mauer [5] und die Schwanen-Bastion zu erkennen [3], die sich in Höhe des von der Leyenschen Hofes befand. Zu guter Letzt ist die heute noch existierende Batterie am Deutschherrenhaus zu sehen [4].

Neben der Verteidigung der Stadt Koblenz bot die Ufermauer auch Schutz vor Hochwasser und dem zur damaligen Zeit noch auftretenden Eisgang auf der Mosel, bei dem sich die Eisplatten gerne auch an der Balduinbrücke auftürmten. Nach der Aufgabe der Stadtbefestigung 1890 konnte die Stadt die Uferbefestigungen an Rhein und Mosel am 9. Mai des gleichen Jahres erwerben und ließ diese zum Teil abreißen. Heute sind in diesem Bereich nur noch die moselseitigen Befestigungen am Deutschen Eck erhalten.(5)

Anmerkungen

(1) Humfrey, John Hambly: Versuch eines neu angenommenen Fortifikations-Systems zur Vertheidigung der Rhein-Grenze, welches mehr oder minder bei allen vorzüglichen Werken dieser Art, die auf den Continent jetzt gebaut werden, befolgt wird : exemplifiziert durch ein vollständiges Memoire über die Festung Coblenz … / vom J. G. Humfrey. Ins Dt. übertr. von Friedrich Reinhard, Nürnberg 1842, S. 67
(2) Vgl. Allgemeine Militär-Zeitung Nr. 17, 29.04.1874, S. 134: Ein Tag in Koblenz. Eine Reise-Erinnerung (Fortsetzung und Schluß).
(3) Vgl. ebd., S. 135.
(4) Vgl. Kleber, Hans-Peter: Fort Konstantin – Baugeschichte und Aufgabe, in: Fort Konstantin. Historischer Ort mit Zukunft, zum 20-jährigen Bestehen des Vereins Pro Konstantin (1993-2013), Koblenz 2013, S. 19-42, hier S. 22, Anm. 19. Siehe auch Neumann, Hartwig und Udo Liessem: Die Klassizistische Großfestung Koblenz. Eine Festung im Wandel der Zeit: preußische Bastion, Spionageobjekt, Kulturdenkmal, Koblenz 1989 (Architectura militaris Band 2), Plan der Stadt und Befestigungen von Coblenz, vorderer Einband.
(5) Vgl. Weber, Klaus T.: Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815-1834), Weimar 2003 (Diss. Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen Band 1), S. 222 und S. 224.

Abbildungen

Abb. 1+2: Sammlung M. Kellermann, unbekannter Fotograf, zwischen 1880 und 1890