Die rechte Grabenwehr der Bubenheimer Flesche, um 1900
Das Fundstück der Woche 48/2021 ist eine undatierte Fotografie aus der Zeit um 1900. Die seltene Aufnahme zeigt, neben drei Soldaten samt Hund, im Hintergrund die Rückseite der rechten Grabenwehr der Bubenheimer Flesche. Dieser Mauerzug, der sich noch heute auf dem Lützeler Friedhof befindet, ist vermutlich der letzte erhaltene Rest dieses Bauwerks und einer der wenigen (oberirdischen) Reste der Bubenheimer Flesche.
Das freistehende Bauwerk bestand aus drei nebeneinanderliegenden Kasematten. Die zum Hang gelegene und die mittlere verfügten auf der Rückseite über zwei kreisrunde Lüftungsöffnungen (im Bild zu sehen). Die dritte, äußere Kasematte hatte zwei Schießscharten: Eine in den Graben und eine weitere in Richtung des Kehlglacis der Feste Kaiser Franz (ebenfalls im Bild zu sehen). Die Lücke zwischen der Grabenwehr und der äußeren Grabenwand wurde durch ein Verbindungsstück geschlossen, dass nach außen über Gewehrschießscharten verfügte (im Bild ganz rechts am Gebäude). Möglicherweise befand sich auf diesem Verbindungsstück auch ein Hindernistürmchen.
Meine Annahme, dass das Bauwerk die Entfestigung 1920 überstanden hat und in den 1930er-Jahren bei der Neuanlage des Lützeler Volksparks lediglich überbaut wurde, hat sich zwischenzeitlich als falsch herausgestellt. In einem Entfestigungsplan vom Mai 1920 sind lediglich die in Abb. 1 zu sehenden Außenmauern als zu erhalten markiert. Eine undatierte Aufstellung des Koblenzer Entfestigungsamts zu den angemeldeten Sprengungen auf der Bubenheimer Flesche verzeichnet außerdem die Sprengung der Flankenbatterie rechts (also der rechten Grabenwehr) am 6. Oktober 1920 um 10:00 Uhr. Am 14. Oktober sollte außerdem der „Anschluss an die zerstörte Grabenwehr rechts“ gesprengt werden.(1) Beide Einträge und eine Photographie von Joseph Ring, die möglicherweise die zerstörte Grabenseite des Bauwerks zeigt (leider ist das Bild in einem sehr schlechten Zustand und daher nicht eindeutig erkennbar), deuten darauf hin, dass die Grabenwehr tatsächlich 1920 in weiten Teilen zerstört wurde.
Wer die drei Soldaten im Bild sind und warum sie sich an dieser Stelle haben fotografieren lassen ist leider nicht bekannt. Womöglich gehörten sie zum unterhalb der Feste Kaiser Franz gelegenen Artilleriedepot (Wagenhausgelände), wie der hier gezeigte Stempel auf der Rückseite des Fotos vermuten lässt.
Matthias Kellermann
Anmerkungen
(1) Aufstellung des Entfestigungsamts Koblenz über angemeldete Sprengungen, in: LHA Ko Best. 578,002 Nr. 3
Abbildungen
Abb. 1, 3: Sammlung M. Kellermann, unbekannter Fotograf, undatiert
Abb. 2: Fotografie M. Kellermann, 2010