Tag des offenen Denkmals® 2020 – Station 1

Das Kriegspulvermagazin 1 unter dem Innenhof des Kernwerks (Reduit)

Unser Rundgang zu den verborgenen Bereichen der Feste Kaiser Franz startet im Innenhof des Reduits oder genauer gesagt, darunter. Hier, im Schatten des Reduits, verbirgt sich das Kriegspulvermagazin Nr. 1, oder zumindest das, was noch davon übrig ist. Diese Lage war nicht zufällig ausgewählt, bot das massive gemauerte Gebäude doch Schutz gegen gezielten oder versehentlichen Artilleriebeschuss. So gesichert, lagerten hier im Untergrund die Tonnen mit dem Pulver, das im Kriegsfall zur Verteidigung des Festungswerks benötigt wurde.

Abb. 1: Reduit, Reduitinnenhof und Kriegspulvermagazin 1 (rote Markierung), 2014

Der Eingang in das Kriegspulvermagazin 1 befand sich ursprünglich auf dem halbrunden Absatz der Treppe, die den Innenhof des Kehlturms mit dem Reduithof verband. Die in der Bildmitte zu sehende Türe wie auch die beiden seitlichen Fenster wurden vermutlich beim Umbau des Magazins 1863 vermauert. Der Zugang erfolgte seither über eine Türe am rechten Treppenaufgang, die heute jedoch durch Schutt blockiert ist.

Abb. 2: Vermauerter Zugang in das Kriegspulvermagazin 1 (Bildmitte), 2020

Dies kommt vermutlich daher, dass die Decken des Kriegspulvermagazins im Sommer 1922 als letzte Entfestigungsmaßnahme an der Feste Kaiser Franz zerstört und die darunter liegenden Hohlräume mit Schutt und Erde verfüllt wurden. Nur im vorderen Teil, der an die vermauerte Tür unter dem Bogenfries angrenzt, blieb mindestens ein Raum erhalten. Wahrscheinlich sollte vermieden werden, dass durch die Zerstörung der äußeren Wand des Magazins der Treppenaufgang blockiert oder beschädigt worden wäre.

Abb. 3: Gewehrschießscharten zur Verteidigung des Kehlturms (roter Pfeil), 2019

Heute gelangt man nur noch über einen Umweg an einen verbliebenen Raum. Hinter den in Abb. 2 mit einem roten Pfeil markierten Schießscharten verbirgt sich eine kleine Kasematte, in der die Soldaten vor feindlichem Feuer geschützt stehen konnten. Durch seine isolierte Lage konnten sich hier an den Scharten einige Holzrahmen erhalten. An diesen war ein kleiner Laden befestigt, mit dem die Öffnung verschlossen werden konnte.

Abb. 4: Hohlraum hinter den Schießscharten, 2009
Abb. 5: Blick aus einer Schießscharte auf den Kehlturm, 2009
Abb. 6: Hölzerner Rahmen an einer Schießscharte, 2009

Von diesem Hohlraum führte ursprünglich ein kleiner Durchgang, der heute noch vorhanden ist, in das benachbarte Kriegspulvermagazin 1. Möglicherweise wurde der Eingang beim Umbau des Magazins 1863 vermauert und in späterer Zeit zumindest teilweise wieder geöffnet, um beispielsweise den Zustand des dahinter liegenden Raumes zu überprüfen.

Abb. 7: Zugemauerter Zugang in das zerstörte Kriegspulvermagazin, 2009
Abb. 8: Vorhandener Hohlraum des Kriegspulvermagazins 1, 2009

Ein Blick durch die schmale Öffnung zeigt, dass sich hier tatsächlich noch ein teilweise erhaltener Raum mit intaktem Tonnengewölbe befindet. Um die rechts im Bild zu sehende Wand, die sich bereits stark zum Innenhof des Kehlturms neigt, zu entlasten, wurde 2008 ein Teil der Erdauflage und des Trümmerschutts auf dem Kriegspulvermagazin durch die Arbeiter der CarMen gGmbh beseitigt. Dabei kam auch ein Entlüftungsschacht an der Rückwand des Magazins zum Vorschein.

Konkrete Pläne, wie es mit dem Pulvermagazin weiter gehen könnte, gibt es derzeit nicht. Allerdings neigt sich die Kopfwand des Bauwerks in Richtung des Kehlturm-Innenhofs, sodass hier möglicherweise in naher Zukunft Sicherungsmaßnahmen getroffen werden müssen, um die Mauer zu stabilisieren.

Weiter zu Station 2

Zurück zum Menü

Weiterführende Informationen zur Geschichte des Magazins (neuer Tab)

Abbildungen

Alle Fotografien vom M. Kellermann, außer Abb. 1, Fotografie R. Arenz