Tag des offenen Denkmals® 2021 – Station 5

Von vier Bögen noch zwei erhalten – die Wache an der Rückseite der Poterne

Die Hauptpoterne der Feste Kaiser Franz ist eines der aktuellen Sorgenkinder des Festungswerks. Seit 2019 ist das Bauwerk wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt, vermutlich eine Folge von Untergrundbewegungen und der Entfestigung nach dem Ersten Weltkrieg.

Abb. 1: Poterne vom Lützeler Bahnhof aus gesehen, 2021

Eine Poterne bezeichnet ursprünglich eine Ausfallpforte. Im Festungsbau der 2. Hälfte des 19. Jh. wird aber auch ein unterirdischer, gewölbter breiter Hohlgang durch das Festungswerk oder den Wall als Poterne bezeichnet. Sie diente zur internen, vor Beschuss sicheren Kommunikation und Erschließung der einzelnen Werksteile. Vor der Poterne der Feste Kaiser Franz war ursprünglich ein trockener Graben als Annäherungshindernis. Hinter diesem sogenannten Trennungsgraben befand sich der Werkeingang mit dem heute noch existierenden repräsentativen Torbau (Abb. 2).

Abb. 2 – Abb. 3 (Slideshow)

Abb. 4: Schnitt durch die Poterne (oben) und die Rückseite der Poterne (unten), 1824

Am auffälligsten sind die Veränderungen am Gebäude an der Rückseite zu sehen, der Seite, die sich ursprünglich im Festungswerk befand. Hier gab es ein Wachlokal für die Wachmannschaft der Poterne, zur Sicherung des einzigen Eingangs in die Feste Kaiser Franz.

Abb. 5 – Abb. 7 (Slideshow)

Bis zur Entfestigung 1920/1921 zeigte die Rückseite der Poterne vier Bögen, von denen nach den Arbeiten nur zwei erhalten blieben: zum einen die zum Hang gelegene Durchfahrt, und zum anderen ein Raum, der zum Wachlokal gehörte. Beide Bögen wurden in späterer Zeit vermauert und der Zugang zu den Räumen dahinter so versperrt.

Abb. 8: Die zwei erhaltenen Bögen an der Poternenrückseite, 2019

Bevor die Poterne vor etlichen Jahren im hinteren Bereich gesperrt wurde, konnte man die Reste des Wachlokals von hier aus betreten. Der Zugang erfolgte durch eines von zwei Fenstern, die ursprünglich vergittert waren. Eine Türe vom Inneren der Poterne zu den Räumen der Wache gab es allerdings nicht.

Abb. 9: Fenster zum Wachlokal an der Poterne, 2010

Die Fenstereinfassungen wurden aus wiederverwerteten Bauteilen gefertigt, in diesem Fall möglicherweise alte Grabsteine. Diese Steine werden als Spolien bezeichnet. Die im Bild zu sehenden quadratischen Löcher weisen darauf hin, dass das Fenster ursprünglich vergittert war.

Abb. 10: Fenstereinfassung, 2010

Der schmale Raum hinter den Fenstern war mit Müll angefüllt, der mangels einer größeren Öffnung nicht entsorgt werden konnte. Auf der gegenüberliegenden Seite der Fenster sind zwei weitere vermauerte Fensteröffnungen zu sehen, der dahinterliegende Raum existiert allerdings nicht mehr.

Abb. 11: Vermauertes Fenster, 2010

Durch eine kleine Pforte gelangt man in den Raum hinter dem vom Festungspark aus zu sehenden zweiten Bogen, dessen Boden ebenfalls mit Schutt und Unrat bedeckt war.

Abb. 12 – Abb. 13 (Slideshow)

Im Zuge der Sicherungsmaßnahmen sind die verbliebenen Räume Ende Juli/Anfang August 2021 von Müll und Unrat befreit worden. Die Poterne der Feste Kaiser Franz wird derzeit gesichert, um dem weiteren Verfall oder Schlimmerem vorzubeugen. Langfristig soll auch die Poterne, wie vor zehn Jahre der Kehlturm, saniert und der Zugang zum Festungsplateau wiederhergestellt werden.

Abb. 14: Der mit Müll angefüllte Raum hinter den Fenstern in der Poterne, 2010
Abb. 15: Entmüllter Raum an der Poterne, 2021

Mehr Räume sind, bedingt durch die Entfestigung, nicht mehr vorhanden. Da die Öffnungen zum Festungsplateau und in den zerstörten Bereich der Wache vermauert sind, endet der Rundgang hier an dieser Stelle.

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Abbildungen

Abb. 1: Fotografie R. Arenz, 2021
Abb. 2-3: Stadtarchiv Koblenz FA 4,3 Nr. 1 Bild 12-13, Fotograf Joseph Ring
Abb. 4: GStA PK, XI. HA, FPK, F Nr. 70476 (Ausschnitt), Public Domain Mark 1.0
Abb. 5: Ansichtskarte, Sammlung R. Arenz
Abb. 6-7: Stadtarchiv Koblenz FA 4,3 Nr. 1 Bild 18-19, Fotograf Joseph Ring
Abb. 8-11: Fotografien M. Kellermann
Abb. 12-14: Fotografien R. Arenz
Abb. 15: Foto Frank Kramb, 2021, mit freundlicher Genehmigung